USA, 2007
Laufzeit: 96 min

Aus unbekannten Gründen ist der Militär-Wissenschaftler Robert Neville immun gegen ein von Menschenhand entwickeltes Virus, das sich grausam und unerbittlich auf der gesamten Erde verbreitet hat. Nun ist er der letzte Überlebende in den Ruinen von New York, vielleicht sogar der letzte Mensch auf der ganzen Welt.
Doch er ist nicht allein. Lichtscheue Gestalten, die Infizierten, beobachten Neville auf Schritt und Tritt. Sie warten ab, bis er eines Tages einen tödlichen Fehler macht. Doch Neville hält hartnäckig an seinem Ziel fest: er will die verheerenden Folgen des Virus umkehren, indem er die Immunstoffe seines eigenen Blutes nutzt. Doch er steht als Einzelkämpfer einer gewaltigen Übermacht gegenüber. Und die Zeit läuft ihm davon…
Nach „The last man on earth“ ist I am Legend die zweite Direkt-Verfilmung von Robert Mathesons gleichnamiger Novelle („The Omega Man“ basiert eher lose auf dieser Vorlage). Natürlich ist der Streifen mit Will Smith wesentlich moderner gestaltet als der Film mit Vincent Price; eben den Sehgewohnheiten der MTV-Generation angepasst. Das hat seine Vor- und Nachteile. Der gößte Vorteil: durch moderne Computertechnik wirkt das verlassene New York noch gespenstischer und realistischer. Allerdings hat die CGI-Technik auch Tücken: die Infizierten stammen ganz offensichtlich aus dem Computer und wirken so eher langweilig, da schon oft in gleicher Form in den letzten Jahren gesehen (ganz stark haben sie mich an die Monster aus Blade2 erinnert, und die infizierten Hunde scheinen direkt aus Resident Evil entsprungen zu sein). Der größte Nachteil: auch hier sind die „Zombies“ wieder superschnell unterwegs und verfügen über übermenschliche Kraft. Diese Unsitte ist seit 28 days later wohl auch nicht mehr wegzubekommen. Bedrohlicher wirken die Bösen damit nicht, aber eine ganze Ecke unglaubwürdiger.
Die drängendste Frage dürfte aber sein: wie kommt Will Smith mit der Verantwortung einer One-Man-Show zurecht? Meiner Meinung nach macht er das gar nicht mal so schlecht. Naja, ganz allein ist er ja nicht. Die ersten zwei Drittel des Films ist Schäferhündin Samantha seine treue Begleiterin und Ansprechpartner. Erst in der letzten halben Stunde erhält er wieder echte menschliche Gesellschaft und damit einen Counterpart, mit dem interaktives Schauspiel möglich ist. Die meiste Zeit über ist er aber alleine mit dem Green-Screen.
Leider liegt mir die zugrundeliegende Novelle nicht vor (was mich bei einer Bibliothek von ca. 500 Büchern schon etwas wurmt; aber man kann halt nicht alles haben), weshalb ich nicht zu sagen vermag, welche Verfilmung dem Buch am nächsten ist. Robert Morgan aus der 63er Verfilmung war Wissenschaftler, aber ein ziviler. Robert Neville hingegen ist Lieutenant Colonel der Army. Das macht insofern einen Unterschied, als das Mr. Neville in seinem Labor wesentlich bessere Technik zur Verfügung steht als seinem 63er Pendant. Auf die Forschungsarbeit selbst hat das aber eher nur geringen Einfluss. Worauf ich raus will: warum muß Mr. Neville ein Soldat sein? Zunehmender Militarismus in amerikanischen Filmen? Nur diejenigen, die beim Militär sind, haben die entsprechende Ausbildung und vernünftige Zukunftsaussichten auf eine Wissenschaftskarriere? Ich weiß es nicht, trotzdem: Subtext, ick hör dir trapsen. Auch der mehrmalige Gebrauch des Terminus „Ground Zero“ hat mich eher sauer aufgestoßen. Für eine flüssige oder gar bessere Erzählweise ist dieser Holzhammer-Patriotismus in keiner Weise nötig. Was soll das also? Wird wohl ewig ein Geheimnis der Drechbuchschreiber bleiben, sofern sie nicht bewusst auf sublime Botschaften setzen.
Nachdem ich nun lang genug auf dem sich natürlicherweise aufdrängenden Vergleich der beiden Filme herumgeritten bin, nun zum 2007er Machwerk als eigenständige Betrachtung.
Nachdem uns anfänglich erklärt wird, woher der Virus eigentlich kommt (ursprünglich war er als Mittel gegen Krebs gedacht) ist der Umschnitt auf das entvölkerte New York fast wie ein Schlag ins Gesicht. Auch ist das im Film schon drei Jahre leere NY recht realistisch dargestellt, z.B. an Kleinigkeiten wie den durch die Asphaltdecken hindurchbrechenden Gräsern. Spaß am Rande: Neville hetzt per Auto durch die Stadt, natürlich in einem Ford Mustang Shelby GT500. Wenn schon heizen, dann mit Stil. Tagsüber ist er damit beschäftigt, Nahrung zu sammeln und Dinge des täglichen Bedarfs zusammenzuklauen. Auch hier wieder ein witziger Seitenhieb, diesmal auf „Quiet Earth“: in seiner Lieblings-Videothek hat er einige Schaufensterpuppen drapiert, die er mit Namen anspricht und mit denen er immer wieder kleine Scherze treibt. Des Nächtens verbarrikadiert er sich mit Sam, der Hündin, in seiner Wohnung. Zwischenrein sehen wir ihn bei Fitnessübungen an der Klimmzugstange und auf dem Laufband. Wahrscheinlich will uns Will Smith damit nur zeigen, daß er mit zunehmendem Alter (immerhin sieht man schon die ersten grauen Haare) immer noch ein ganz fitter Bolzen ist. Einen anderen Sinn ergeben diese Szenen sonst eher nicht.
Eines Tages läuft Sam einer Hirschkuh in ein dunkles Gemäuer hinterher. Melville ist entsetzt, die Infizierten vertragen zwar die UV-Strahlung der Sonne nicht, sind aber tagsüber in dunklen Gemäuern durchaus aktiv. Also muß er hinterher und trifft natürlich auf eine Meute infizierter. Er kommt gerade mal eben so wieder da raus und beschliesst die Situation zu nutzen, um einen Infizierten zu fangen. Er will ein von ihm neu entwickeltes Serum im Humanversuch testen und benötigt dafür eine Versuchsperson. Die Falle funktioniert, aber nun sind die Infizierten, insbesondere ihr Anführer, auf ihn aufmerksam geworden und extrem angefressen. Es kommt, wie es kommen muß: etwas später tappt Melville in eine ähnliche Falle wie die von ihm gestellte und kommt knapp mit dem Leben davon. Sam allerdings überlebt diesen Angriff nicht. Aus Rache will Melville nun alle Infizierten, die ihm vor die Stoßstange seines Hummers kommen (bei so viel herumstehenden Autos nimmt man halt das, was einem gerade taugt) töten. Dabei geht leider einiges schief und er wird in letzter Sekunde von einer Frau gerettet, die (war vorauszusehen) von einem Jungen begleitet wird. Die Frau macht einen entscheidenden Fehler: sie bringt Melville nach Hause, noch während es dunkel ist. Nun wissen die Infizierten, wo er wohnt. Der folgende Angriff ist rein actionmäßig recht solide. Nur die Frau überlebt diesen und erreicht schließlich am Ende des Films eine Kolonie Menschen (obwohl sie keinen Beweis für diese Kolonie hat, glaubt sie dennoch fest an deren Existenz; weil - das hat ihr Gott gesagt…natürlich hat er das

Summa summarum sind also wieder alle Zutaten eines Hollywood-Schinkens beisammen: einsamer Held, der sich schlußendlich aufopfern muß, Happy End (mehr oder weniger), die Frau darf überleben, das unschuldige Kind natürlich auch und die menschliche Gesellschaft kann überleben weil sie es geschafft hat, Fortschritt und den unerschütterlichen amerikanischen Glauben an Gott unter einen Hut zu bringen. Es leben die Klischees! Dennoch, ein gewisser Unterhaltungswert ist dem Film nicht abzusprechen.
Fazit:
Popcorn Kino, wie man es heutzutage gewohnt ist. Die Düsternis seines Vorgängers erreicht I am Legend nicht, versöhnt aber durch eine gradlinige Erzählweise, die über die gesamte Laufzeit keine Langeweile aufkommen läßt. Also, nicht groß über die immanente Logik nachdenken, sondern einfach Spaß beim Ansehen haben. Dann klappts auch mit dem Filmgenuss.
