Naked Fear

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Shadow
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Naked Fear

Beitrag von Shadow »

Originaltitel: Naked Fear

USA, 2007
Laufzeit: 104 min

Bild

Auffallend viele junge Frauen verschwinden in einer amerikanischen Kleinstadt, doch die örtliche Polizei tappt im Dunkeln. Als die attraktive Stripperin Diane auf ihrer Reise in dem Ort halt macht, wird sie plötzlich von einem Unbekannten überwältigt, betäubt und entführt. Nackt und völlig schutzlos wacht sie in der Wildnis auf – fernab jeglicher Zivilisation. Schnell wird ihr klar, daß sie Opfer eines grausamen Spiels geworden ist. Als Zielscheibe eines brutalen Menschenjägers beginnt Dianes Kampf ums Überleben. Ein junger Deputy schöpft Verdacht und macht sich auf die Suche nach der Vermissten. Wird er es schaffen, Diane zu finden, bevor der erbarmungslose Jäger seine menschliche Beute erlegen kann?


Nach was klingt die Inhaltsangabe? Typischer Rape’n’Revenge-Streifen? Oder eher Actionfilm? Auf jeden Fall klingt es interessant; so zumindest mein Eindruck nach dem Durchlesen. Werfen wir also einen genaueren Blick auf den Film.

Zunächst einmal läßt sich feststellen, daß Diane entgegen der Inhaltsangabe nicht auf der Durchreise durch das Kaff ist (die genretypische Kleinstadt irgendwo im mittleren Westen), sondern gezielt dorthin gereist ist, um einen Job als Tänzerin anzunehmen. Schnell findet sie aber heraus, daß der Laden, in dem sie arbeiten soll, ein billiger Stripschuppen ist. Natürlich kommt sie da nicht so einfach wieder raus; sie hat sich mit ihrem Daddy verkracht, und das Geld für das Flugticket wurde ihr durch einen recht schmierigen Anwerber des Stripladens vorgestreckt. Das, und die Tatsache daß dieser Typ zur Sicherstellung des Abbezahlens ihrer Schulden ihren Führerschein (scheint bei den Amis das einzig gültige Ausweispapier zu sein) vorerst einbehält, zwingt sie in ein Abhängigkeitsverhältnis. Da sie auch noch Miete für ein Motelzimmer bezahlen muß, welches sie sich mit einer Kollegin teilt, ist das natürlich alles nicht so einfach. Freund Anwerber schlägt ihr durch die Blume vor, sich wie einige ihrer Kolleginnen doch als Prostituierte zu verdingen. Das begeistert sie natürlich gar nicht. Trotzdem setzt sie sich nach einem Striptease zu einem Gast an den Tisch. Man bespricht sich, sie fährt mit ihm los. Doch dann entschliesst sie sich doch anders, was der vermeintliche Freier zunächst mit Verständnis quittiert. Aber, natürlich hat er keines: er betäubt und verschleppt sie zunächst in sein Haus. In einem Schuppen vergeht er sich an ihr (können wir zumindest vermuten; zu sehen ist das nicht) und setzt sie dann danach nackt im Niemandsland aus; mitten in der Prärie, wo er sonst immer jagen geht.

Hier beginnt dann die eigentliche Handlung des Films, bisher wars eher Vorgeplänkel. Wir sehen also Diane nackt und verzweifelt auf der Flucht vor dem Jäger, was einem Gelegenheit gibt, Danielle Deluca’s Körper ausgiebig zu bewundern. Zunächst wird sie mit einer Armbrust gejagt, später dann mit einem Gewehr. Parallel dazu bemerkt ihre Mitbewohnerin ihre Abwesenheit und schaltet die Polizei ein. Da diese aber erst nach 48 Stunden tätig wird, setzt sie ihre Hoffnungen auf einen neuen Deputy, der auch recht schnell auf die richtige Spur kommt, Allerdings wird dieser zunächst durch die starre Polizeiapparatur ausgebremst. In der Zwischenzeit konnte Diane den Jäger in eine Falle locken und ihn mit einem Stein auf den Schädel betäuben.
Und hier tut sich das erste, riesige Logikloch auf: anstatt ihn mit dem neben ihm liegenden Gewehr endgültig auszuschalten, flüchtet sie lieber und sucht weiter nach Hilfe. Der Jäger erwacht aus seiner Ohnmacht und nimmt wieder, jetzt richtig sauer, die Verfolgung auf. Bald hat er ihre Spur wieder, da sie, eine Rauchsäule erspähend, laut „hallo“ und um Hilfe ruft. Zweites Logikloch. Diane wird von einem Weekend-Trapper, der mit seinen beiden Söhnen zeltet, aufgelesen. Allerdings sieht der Jäger das und schaltet die drei nacheinander aus. Diane ist wieder auf der Flucht und stößt schließlich auf eine Strasse, wo sie fast von zwei Jugendlichen mit einem VW-Bus überfahren wird. Der Jäger ist ihr dicht auf den Fersen, tötet die beiden Jugendlichen und – hat diesmal Pech. Diane kann, schwer angeschlagen, den VW-Bus starten und überfährt ihren Peiniger mehrmals. Mit letzter Kraft schafft sie es, den Wagen in die Kleinstadt zurückzubewegen. Sie landet im Krankenhaus und wird dort versorgt.
Zwischenzeitlich hat sie allerdings eine starke Aversion gegen jedwede Berührung ihrer Person entwickelt. Sie flüchtet aus dem Krankenhaus und bleibt verschwunden. In der letzten Einstellung sehen wir eine inzwischen wieder gesundede Diane, wie sie wieder mit einem vermeintlichen Freier im Auto sitzt. Dieser hält am Strassenrand, offenbar schon in Vorfreude. Diane schießt ihm mit einer 38er in den Kopf, steigt aus und geht davon.

Tja… was soll man nun von all dem halten? Irgendwie herrscht doch in weiten Teilen das Gefühl vor, eine recht gute Script-Idee größtenteils verschenkt zu haben. Das fängt schon bei der „Jagd“ an. Diane verhält sich einfach zu oft unlogisch, fast schon Gefahren suchend. Kein vernünftig denkender Mensch würde sowas tun, schon gar nicht jemand, der Todesängste aussteht. Zwischendurch verhält sie sich dann wieder recht intelligent (z.B. beim Marsch durch einen Fluß, um ihre Spuren zu verwischen), nur um im nächsten Moment wieder ausgesprochen dumm zu handeln. Natürlich handelt ein Mensch in einer derartigen Extremsituation nicht immer sinnvoll, aber sehr wahrscheinlich instinktiv. Manche Aktionen von Diane wirken allerdings nur blöde.
Die Krone des Schwachsinns ist dann allerdings die Schlußsequenz. Nun, da sie es geschafft hat den Wahnsinn zu überleben und ihren Peiniger auszuschalten wird sie zur „schwarzen Witwe“, einer männermordenden femme fatale, die sich Kerlen anbietet und sie dann umlegt. Das zeigt deutlich, daß ihr nicht bloß eine Tasse im Schrank fehlt, meiner Meinung nach. :doof:

Weil ihr also ein Mann ans Leder gegangen ist, dreht sie komplett ab, verurteilt alle Männer und zieht eiskalt mordend durchs Land. Eine durchaus fragwürdige Botschaft, die hier vermittelt wird.

A propos fragwürdig: lange habe ich mit dem Cover/Plakatmotiv gehadert. Dieses deja vu-Gefühl.... Dann fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: na klar, "Das Wiegenlied vom Totschlag"! Steck dem Mädel noch 'ne Feder ins Haar und man erhält ein fast 100 Prozent identisches Motiv. Ganz schön dreist, wie ich meine, derart unverschämt das Artwork anderer zu klauen! :oops:



Fazit:
Sicherlich kein uninteressanter Streifen. Allerdings auch keiner, der einen großen Eindruck hinterläßt. Das Gefühl, man hätte einiges besser machen können, bleibt.
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