USA, 2007
Laufzeit: 101 min.

Nick Hume hat ein perfektes Leben: guter Job, attraktive Frau , zwei Söhne. Doch als sein ältester Sohn von einer Straßengang brutal ermordet wird, ist Hume bald nur noch von einem Gedanken besessen: Rache. Er wird zu Richter, Jury und Henker in einer Person, denn alle Beteiligten - und vor allem Gangleader Billy Darly - sollen für das grauenvolle Verbrechen büßen, erbarmungslos und ohne Ausnahme.
Hmm, tja…. Wo fang ich bei diesem Streifen am Besten an? Die Geschichte ist mit der knappen Inhaltsangabe eigentlich schon erzählt; ein crime-and-revenge Streifen also. Dennoch gibt es einige Nuancen die den Rezipienten mal ratlos, mal irritiert und manchmal schlicht sauer zurücklassen. Letzteres wegen der hanebüchenen Darstellung der Protagonisten. Doch der Reihe nach.
Humes ältester Sohn Brendan wird also durch ein Gangmitglied umgebracht. Eher zufällig, wie sich schnell herausstellt. Es ist in dieser Gang nämlich Usus, daß erst ein Mord einen Jungen zum Mann macht, wie der Gang-Anführer Billy feststellt. Brendan war also schlicht zur falschen Zeit am falschen Ort; „bad luck“ würde der Amerikaner in diesem Fall sagen. Nick vermag zwar den Täter noch zu fassen und kann ihm die Maske vom Gesicht reißen, dennoch entkommt der Täter namens Joe zunächst. Ich sage zunächst, weil er auf die Straße läuft und voll von einem herankommenden Wagen getroffen wird. Mit der Wucht, mit der sich der Unfall abspielt, müssen wir davon ausgehen, daß Joe getötet wurde. Er ist allerdings nur leicht verletzt, was schon mal für die erste Irritation sorgt. Nach einem solchen Knall würde jeder normale Mensch schwerstverletzt und dem Tode nahe sein. Joe hingegen steht kurze Zeit später mit nur leichten Blessuren bei der polizeilichen Gegenüberstellung und wird von Nick sofort als Mörder seines Sohnes erkannt.
Die nächste Szene, die uns eher ratlos zurückläßt ist Nicks Gespräch mit seinem Anwalt und der Polizistin Wallis. Der Anwalt rät Nick, Joe zu identifizieren, dann seien zwei bis drei Jahre Knast drin. Nick ist entsetzt, hat er doch eher mit lebenslänglich für diesen kaltblütigen Mord gerechnet. Sein Anwalt macht ihm jedoch die Tücken des amerikanischen Rechtssystems klar und betont die Rolle der (beeinflußbaren) Geschworenen in einem Gerichtsverfahren. Das macht den Rezipienten ratlos da es nahe an der Wirklichkeit gebaut ist; von Gerechtigkeit kann hier also keinerlei Rede mehr sein.
Als Nick im Gerichtssaal Joe wiedersieht und dieser ihn verhöhnt, gibt er gegenüber dem Richter an, Joe nicht absolut zweifelsfrei identifizieren zu können. In dem Moment wird dem Zuschauer klar, daß Nick den Entschluß gefaßt hat, Joe zu töten. Joe wird also freigesprochen und kehrt zu seinen „Brüdern“ zurück, wobei wir erfahren, daß Bandenboß Billy tatsächlich sein Bruder ist. Nick folgt der Gang heimlich und findet so heraus, wo Joe wohnt. Er macht einen kurzen Abstecher nach Hause und holt sich im Geräteschuppen ein altes Jagdmesser. Bei dieser Gelegenheit können wir sehen, daß er sich bereits leicht vom Rest seiner Familie entfremdet hat; er hat ein Ziel welches er seiner Frau und seinem jüngeren Sohn natürlich nicht mitzuteilen gedenkt.
Zurück bei Joes Appartement (<- ok; der Gag war jetzt unbeabsichtigt

Als Billy allerdings vom Tod seines Bruders erfährt schließt er messerscharf, daß wohl nur Nick als Täter in Frage kommt. Ein Foto von Nick in der Zeitung, welches der Schwester eines der Gangmitglieder gezeigt wird, hilft bei der zweifelsfreien Identifizierung. Nun ist Billy seinerseits auf Rache aus. Schnell ist Nick gefunden und wird nach Verlassen seines Büros quer durchs Stadtviertel gehetzt. Bei der Flucht verliert er seinen Aktenkoffer. Glück für Billy: nun weiß er alles über Nick und dessen Familie. Durch einen Telefonanruf läßt er Nick wissen, was er als nächstes zu tun gedenkt, nämlich Nick samt seiner Familie auszulöschen. Panisch wendet sich Nick an die Polizei und gerät an Detectiv Wallis. Und hier kommt es zur Szene, die mich sauer aufgestoßen hat. Wallis erklärt ihm nämlich, im Grunde sei er selbst an der Szenerie schuldig (sie hat ihn nämlich in Verdacht, Joe getötet zu haben). Der Krieg, der nun in Folge ausgebrochen sei, wäre also von Nick gestartet worden. Meiner Meinung nach kompletter Schwachsinn; der erste Mord war schließlich der an Nicks Sohn. Aber das ist nicht das erste und letzte Mal, in der Wallis durch ausgesprochene Gefühlskälte und mangelnde Empathie auffällt.
Billy dringt also, nachdem der die wachestehenden Polizisten umgebracht hat in Nicks Haus ein und erschießt sowohl Nick als auch dessen Frau und verbleibenden Sohn. Allerdings überlebt Nick (auch sein Sohn, wie wir später erfahren). Er entkommt aus dem Krankenhaus, kauft Waffen ein (ausgerechnet bei Billys Vater, der nichts für seinen Sohn übrig hat und im weiteren Verlauf von Billy höchstselbst erschossen wird) und beginnt die Gang in ihrem Unterschlupf einen nach dem anderen umzubringen. Den letztendlich Shootout überlebt nur Nick, schwerstverletzt aber munter genug um noch nach Hause zu gehen und sich alte Videos von seiner Familie anzusehen. Dort, auf dem Sofa sitzend, findet ihn dann auch Detective Wallis und erzählt ihm, sein Sohn habe überlebt. Ende.
Naja, vom Hocker gerissen hat mich dieser Film ehrlich gesagt nicht. Verzweifelt versucht Regisseur James Wan (der sich schon für „Saw“ verantwortlich zeichnete) ein Drama mit einem Revenge-Action-Streifen zu verbinden. Die Dramatik bekommt er auch halbwegs hin, die Handlungen von Nick wirken im Kontext durchaus nachvollziehbar und glaubwürdig. Mal von der Tatsache abgesehen, daß Nick ein Stehaufmännchen allererster Kajüte ist und selbst schwerste Verletzungen ihn nicht recht zu beeindrucken scheinen, gelingt auch die teilweise recht blutige Umsetzung der Action. Dennoch konnte mich der Streifen nicht mitreißen oder in seinen Bann ziehen. Vielleicht lag es eben daran, daß der Film sich nicht so recht zwischen Actioner und Drama entscheiden kann und ständig versucht, zwischen den beiden Genres hin- und herzupendeln. Diese Gratwanderung gelingt aber nur bedingt.
Dies hat auch Einfluß auf die schauspielerische Darstellung. Einzig Kevin Bacon als Nick vermag halbwegs zu überzeugen. Ein alternder Nobody ohne besondere Fähigkeiten wird in einen urbanen Kleinkrieg gezogen….ja, das kauf ich ihm ab. Die Person Bacon paßt gut in die Rolle, seine besten Zeiten hat Mr. Bacon wohl hinter sich; er ist merklich älter geworden. Den juvenilen Charme seiner früheren Rollen sucht man hier vergeblich.
Der Rest des Ensembles verblaßt dagegen merklich. Garrett Hedlund als Billy ist einfach zu stereotyp, zu klischeehaft dargestellt. Ein von Grund auf verdorbener, ultraharter Gettho-Gangster, dem die Gang über alles geht und der selbst vor Mord am eigenen Vater nicht zurückschreckt; nee, das ist mir zu einfach gestrickt. Tiefgang sucht man bei dieser Figur vergeblich.
Kelly Preston als Nicks Frau fällt auch nur selten auf, ihre Rolle beschränkt sich ebenso wie die von Jordan Garrett als Nicks zweiten Sohn Lucas mehr oder weniger auf einen Sidekick für Bacon. Hier wäre, gerade im „dramatischen“ Teil, sicher mehr gegangen. In einer Nebenrolle sehen wir als Billys Vater John Goodman, der auch nicht mehr ganz taufrisch wirkt. Aisha Tyler als Wallis fällt uns eigentlich nur durch ihre bereits erwähnten atypischen Handlungsweisen auf. Der Rest der Riege ist schlicht austauschbar und nicht weiter der Erwähnung wert; niemand sticht groß heraus.
Was also bleibt nach 100 Minuten von diesem Film übrig? Genaugenommen nicht sehr viel. Die Grundstory ist schon etliche Male erzählt worden, die sublime Aussage (Gewalt erzeugt nur Gegengewalt und ist daher nicht gut) ist so neu auch wieder nicht. Letztlich also ein Streifen, der zwar eine Aussage vermitteln möchte, storytechnisch sich aber nicht so recht entscheiden kann, wo denn nun der Fokus liegt. Das verdammt den Film leider in die Mittelmäßigkeit, da hilft auch ein Kevin Bacon nicht mehr.